Geschichte der Porzellanfabrik Moschendorf

 


Als am 15.03.1878 Hermann Kühnert für die in Moschendorf zur Versteigerung anstehende traditionsreiche Papiermühle des Markgrafentums Ansbach/Bayreuth den Zuschlag erhielt, war er erst 28 Jahre alt. Es sollte Porzellan hergestellt werden, nachdem bereits im Frühjahr 1878 die ersten baulichen Veränderungen abgeschlossen waren. Der Entschluss zu diesem Vorhaben mag wohl in den verwandtschaftlichen Beziehungen zu der Eisenberger Porzellanfabrik Reinecke begründet sein, aber auch die reichen Rohstoffvorkommen sowie eine günstige Verkehrsanbindung durch die Schiene waren sicher entscheidende Voraussetzungen dafür. Auch billige Arbeitskräfte, die infolge des spärlichen landwirtschaftlichen Ertrages vorhanden gewesen sind, mögen hierzu ihren Beitrag geleistet haben. Am 15.05.1878 wurde ein Vertrag zwischen H. Kühnert und dem Kaufmann Magnus Tischer - einem Malereiteilhaber aus Neuhaus am Rennsteig - geschlossen, aus dem hervorgeht, dass H. Kühnert die technische - und Magnus Tischer die kaufmännische Leitung inne hat. Bereits Ende November 1878 war es soweit, der erste Porzellanbrand konnte vollzogen werden. Die Firma holte ihre Fachkräfte aus den traditionsreichen Gegenden Thüringens und Böhmens heran, um rasch zu einer reibungslosen Produktion zu gelangen.

Zu bemerken ist, dass die renomierte Moschendorfer Firma noch vor solchen traditionsreichen Porzellanfabriken wie Schönwald, Zeh-Scherzer, Rosenthal, Krautheim sowie Heinrich gegründet wurde und die auch nicht den klassischen Weg einer Gründung über eine Porzellanmalerei gewählt hat, sondern sofort mit einer Porzellanproduktion begann. Was sicher auch mit der verwandtschaftlich verbandelten Porzellanfabrik F. A. Reinecke von 1796 in Eisenberg in Verbindung gebracht werden kann.

1895 erfolgte die Gründung einer AG und bereits 1905 verfügte die Firma über neun Rundöfen mit insgesamt ca. 480 Kubikmeter Brennraum, beschäftigte etwa 700 Beamte und Angestellte und hatte von 1909 - 1929 den klangvollen Namen Philipp Rosenthal aus Selb als Aufsichtsratsmitglied in ihren Reihen.

Die Produkte der Moschendorfer hatten weltweit immer einen ausgezeichneten Ruf. Vor allem die der Unterglasur-Blaumalerei, eine besondere Spezialität der Moschendorfer. Bekannt wurden die sogenannten „Indischblau-Dekore“ wie das Zwiebel- und Strohblumenmuster bzw. das Strohhalmdekor. Nach den Aufzeichnungen des Hofer Bankiers Julius Kellermann zu schließen, bot sich dem Besitzer der Porzellanfabrik Otto Reinecke 1948 die einmalige Gelegenheit sogar das „Original Meissner Indischblau“ unter Verwendung der Meissner Schwerter als allein Berechtigter herzustellen. Dieses Angebot wurde jedoch von dem Besitzer aus nicht feststellbaren Gründen ausgeschlagen, wodurch die Stadt Hof vielleicht um den Ruhm gekommen ist, die zweite Meißner Porzellanstadt zu werden.

Das Sortiment umfasste hauptsächlich Gebrauchs- und Zierporzellan jeglicher Art bis hin zu Porzellankopfpuppen, die speziell für Puppenausstatter gefertigt wurden sowie Artikel, die aus dem Formenkanon der Porzellanfabrik Fraureuth, vormals Römer & Foedisch in Sachsen, stammen.
1957 konnte die Fabrik nicht mehr rentabel arbeiten und musste am 23. Nov. ihre Tore schließen. Der gesamte Nachlass wurde von der Besitzerin Elly Künzel an die Stadt Hof - verbunden mit einer Leibrente - verkauft.